Einsatz von Chemotherapie in der Kritik
Behandlung kann auch den Tod beschleunigen
London - Dass Patienten auch am Ende ihres Lebens noch eine Chemotherapie erhalten,
könnte bald der Vergangenheit angehören. Eine Studie der National
Confidential Enquiry into Patient Outcome and Death http://www.ncepod.org.uk
ist zu dem Ergebnis gekommen, dass bei 600 Patienten, die innerhalb von 30 Tagen
nach der Behandlung starben, mehr als ein Viertel früher oder aufgrund
der Behandlung starben. Die Wissenschaftler argumentieren, dass Ärzte die
Verringerung der Dosierung oder den Einsatz der Chemotherapie nochmals hinterfragen
sollten. Der britische Krebsspezialist Mike Richards bezeichnete die Ergebnisse
dieser Studie laut BBC als sehr Besorgnis erregend.
Die Patientengruppe, auf die sich die unabhängigen Wissenschaftler konzentrierten,
repräsentiert zwei Prozent der 80.000 Menschen, die jährlich eine
Chemotherapie erhalten. Alle Patienten waren sehr schwer krank. Die Chemotherapie
wurde eher dazu eingesetzt, ihren Zustand stabil zu halten, als eine Heilung
anzustreben. Nach der Analyse der Krankenunterlagen ergab sich, dass 35 Prozent
der Betroffenen medizinisch sehr gut versorgt wurden.
In 27 Prozent der Fälle beschleunigte die Chemotherapie jedoch den Tod oder verursachte ihn. Die Giftigkeit der eingesetzten Substanzen kann zu einer ganzen Reihe von Problemen führen. Die ernsteste Komplikation ist die so genannte neutropenische Sepsis.
Diana Mort, eine der Autorinnen der Studie, betonte, dass Ärzte beim Einsatz
der Chemotherapie bei sehr kranken Patienten vorsichtiger sein sollten. Den
Patienten müssten die Risiken und Nebenwirkungen sowie auch die möglichen
Vorteile genau erklärt werden. Die Studie kritisiert auch, dass fast die
Hälfte der Patienten ihre letzten Lebenstage in einer normalen Krankenhausstation
verbrachte und nicht in einer auf Krebserkrankungen spezialisierten Abteilung.
Die Wissenschaftler empfehlen daher dringend, dass Einrichtungen, die über
keine entsprechenden Stationen verfügen, diese Patienten in entsprechende
Einrichtungen verlegen.